Beschlussgegenstände

Aktionärsdemokratie

Während bei einer Personenhandelsgesellschaft zum Beispiel nach § 166 HGB ein Gesellschafter persönlich Einsicht in die Unterlagen der Gesellschaft nehmen kann, ist das bei einer großen Publikumsaktiengesellschaft nicht mehr möglich. Hier ist die Hauptversammlung der Ort, in dem der Vorstand sowie zu einigen Punkten auch der Aufsichtsrat, belastbare Auskünfte geben müssen, gemäß § 131 AktG. Soweit diesen Pflichten nicht entsprochen wird, kann im sogenannten „Auskunftserzwingungsverfahren“ nach § 132 AktG eine gerichtliche Entscheidung über das Auskunftsrecht herbeigeführt werden. Außerdem ist diese Pflicht im § 400 AktG strafbewehrt.

Die Befassungskompetenz der Hauptversammlung hat der Gesetzgeber weitgehend geregelt. Die Rechtsprechung hat diesen Katalog mit der sogenannten „Holzmüller-Rechtsprechung“ und dem Delisting erweitert. Die folgenden Entscheidungen kann somit der Vorstand nicht anstelle der Hauptversammlung alleine treffen:

Regelmäßig wiederkehrende Maßnahmen:

  • Wahl der Mitglieder des Aufsichtsrats, § 119 I Nr. 1 AktG
  • Verwendung des Bilanzgewinns, § 119 I Nr. 2 AktG
  • Entlastung der Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrats, § 119 I Nr. 3 AktG
  • Bestellung des Abschlußprüfers, § 119 I Nr. 4 AktG

Strukturmaßnahmen:

  • Satzungsänderungen, §§ 119 I Nr. 5, 179 AktG, 179 a AktG
  • Maßnahmen der Kapitalbeschaffung und Kapitalherabsetzung, § 119 I Nr. 6 AktG
  • Auflösung der Gesellschaft, § 119 I Nr. 8 AktG
  • Maßnahmen von herausragender Bedeutung, § 119 II AktG und „Holzmüller – Rechtsprechung“
  • Fortsetzungsbeschlüsse, § 274 I, II AktG
  • Zustimmung zu Abschluß und Änderung von Unternehmensverträgen, § 293 I, § 293 II, § 295 I AktG
  • Eingliederungsbeschlüsse, §§ 319 I, 319 II, 320 AktG
  • Ausschluß von Minderheitsaktionären (Squeeze-out)
    • aktienrechtlicher Squeeze-out, §§ 327a ff. AktG
    • umwandlungsrechtlicher Squeeze-out, § 62 Abs. 5 UmwG
    • Squeeze-out nach § 12 Abs. 4 Finanzmarktstabilisierungsgesetz wird mit Neufassung des Gesetzes zu § 14 Abs. 4 Wirtschaftsstabilisierungsbeschleunigungsgesetz  (§ 14 Abs. 4 WStFG) mit Verweis auf § 327a Abs. 1 Satz 1 AktG
  • Zustimmung zur Verschmelzung, §§ 65, 73 UmwG
  • Zustimmung zur Spaltung, §§ 123 ff. UmwG
  • Zustimmung zur Vermögensübertragung, § 179 a I, §§ 174 ff. UmwG
  • Umwandlungsbeschlüsse, §§ 226 ff. UmwG

Einige dieser Maßnahmen sind kompensationspflichtig (Abfindung oder Ausgleich), siehe § 1 SpruchG.

Sonderfälle:

  • Bestellung von Prüfern zur Prüfung von Vorgängen bei der Gründung und der Geschäftsführung der Gesellschaft, § 119 I Nr. 7 AktG, s.a. §§ 142 ff. AktG
  • Verzicht und Vergleich über Ersatzansprüche, §§ 50, 93 IV, 116, 117 IV, 309 III 1, 310 IV, 317 IV, 318 IV AktG
  • Zustimmung zu Nachgründungsverträgen, § 52 AktG
  • Beschlüsse über Vorbereitungshandlungen, § 83 I AktG
  • Vertrauensentzug, § 84 I AktG
  • Abberufung von Mitgliedern des Aufsichtrats, § 103 I AktG
  • Zustimmung zu Geschäften auf Verlangen des Vorstandes, § 111 IV AktG
  • Festsetzung der Vergütung des Aufsichtsrats, § 113 I 2, II AktG
  • Votum zum Vergütungssystem, § 120 IV AktG
  • Entscheidung über die Geltendmachung von Ersatzansprüchen, § 147 AktG
  • Feststellung des Jahresabschlusses, §§ 173 I, 234 II AktG
  • Verwendung des Ertrags aufgrund höherer Bewertung nach Sonderprüfung, § 261 III 2 AktG
  • Bestellung anderer Abwickler als der Vorstandsmitglieder, § 265 II AktG
  • Abberufung von Abwicklern, § 265 V AktG
  • Vertretung durch die Abwickler, § 269 II, III AktG
  • Beschlüsse im Abwicklungsverfahren, § 270 II AktG
  • Feststellung des Jahresabschlusses einer KGaA, § 286 I AktG